![]() | Der Doppelstockbeiwagen 56 der elektrischen Kleinbahn Altrahlstedt–Volksdorf–Wohldorf (EKV) hat eine seltsame Geschichte hinter sich.
Gebaut wurde er 1906 von der Waggonbaufirma W.C.F. Busch in Hamburg Eimsbüttel für die EKV. Die EKV wurde am 1.7.1924 von der Hamburger Hochbahn AG (HHA) übernommen. 1934 war von der EKV nicht mehr viel übrig. Ihre einst 13 km lange Personenzugstrecke war auf unter 2 km zusammengeschrumpft, der Fahrzeugbestand wurde wesentlich reduziert. Auch der Doppelstockbeiwagen schrumpfte: Sein Oberdeck wurde entfernt. |
1955 wurde der Wagen ausgemustert und am 14.12.1957 zusammen mit dem gleichartigen Wagen 50 an eine Verschrottungsfirma verkauft. Bevor er in Wohldorf abgeholt wurde, kaufte ihn Herr Pascal Horst Lehne am 19.12.1957 zurück. Der Wagen durfte zunächst in der Wohldofer Wagenhalle verbleiben und so konnte dort mit der Restaurierung begonnen werden.
Gewissenhaft, wie Herr Lehne war, stellte er einen Bauantrag zum Aufstellen des Wagens in seinem Garten. Nötig hätte er es nicht gehabt, denn ein abgestellter Bahnwagen ist nicht fest mit dem Baugrund verbunden. Die Behörde erließ trotzdem einen Bescheid und schrieb: „Aufgrund der Bauordnung wird Ihr Antrag abgelehnt”. Ende Juni 1958 änderte das Bezirksamt Wandsbek jedoch seine Ansicht, so dass der Wagen mit behördlicher Genehmigung vom 11.10.1958 im Garten aufgestellt werden konnte.
Vom 23. bis 29.Oktober 1958 wurden 15 m Gleis mit Schienen aus den Jahren 1896 und 1906 neben seinem Haus verlegt. Im nächsten Jahr, am 30.9.1959, transportierte die HHA den Beiwagen auf das Grundstück von Herrn Lehne (Alsterblick 9). Für die Hochbahn war dies eine besondere Anforderung. Der Wagen wurde auf den noch vorhanden Schienen zur Haltestelle Tannenallee gefahren. Dort wurde er mit Winden angehoben, aus dem Gleis geschwenkt und durch Untersetzen von spurkranzlosen Rädern in ein Straßenfahrzeug umgebaut. Ein LKW der Hochbahn schleppte ihn zum Haus von Herrn Lehne. Dort erhielt er seine Eisenbahnräder zurück.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Wagen bereits wieder seine Sitzbank auf dem Oberdeck, aber noch keinen weiteren Oberdeckaufbau.
Anschließend (1960) baute Herr Lehne wieder ein vollständiges Oberdeck auf. Erst 1965 kamen die beiden Teppenaufgänge zum Oberdeck hinzu. Leider stand der Wagen bis 1972 im Freien. Seit Mitte November 1972 steht er witterungsgeschützt beim Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn e.V. (VVM) im Lokschuppen Aumühle.
Aus der Erklärungstafel geht hervor, dass das hölzerne Kastengerippe beschädigt ist, so dass eine Aufarbeitung sehr aufwändig wäre.
Nachtrag 4.4.2009:
Passend zum Doppelstockbeiwagen wurde am 4.4.2009 der auf den beiden vorhergehenden Seiten beschriebene Triebwagen 3 der Kleinbahn von seinem bisherigen Standort in
Hamburg-Volksdorf nach Aumühle verbracht. Somit steht beim VVM in Aumühle ein historischer Zug der Kleinbahn im Lokschuppen.
![]() | Der Schaffner hatte auf der Plattform einen gekennzeichneten Stehplatz.
Leider musste ich das Blitzlicht zur Hilfe nehmen. |
Die beiden folgenden Fotos zeigen das Oberdeck und den Fahrgastraum des Doppelstockbeiwagens 56 im Lokschuppen Aumühle. |
![]() EKV, Doppelstockbeiwagen 56, Oberdeck |
![]() EKV, Doppelstockbeiwagen 56, Fahrgastraum |