Ab etwa Herbst 2008 bis etwa zum Frühjahr 2009 ließen sich auf der Website der Tageszeitung „Hamburger Abendblatt” herrliche Stöbereien in alten Ausgaben der Zeitung durchführen. Die Anwahl erfolgte dort über den Menüpunkt „Archiv”. Eine meiner Stöbereien förderte am 3.2.2009 den Artikel „Unromantisches Ende” vom 26.3.1969 auf den Bildschirm. Der Artikel führt aus, dass erst nun, immerhin 5 Jahre nach Außerbetriebnahme der Straßenbahnlinie 16, die alten Straßenbahnschienen in der Hagenbeckstraße entfernt werden. Auch ein Zeitungsarchiv kann bei der Suche nach „Straßenbahnspuren” hilfreich sein! In Papierform sind alte Ausgaben dieser Tageszeitung im Hamburg-Lesesaal der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek einzusehen. Die Bibliothek ist öffentlich, die Benutzung ist kostenlos, das Personal ist freundlich und hilfsbereit.
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Die beiden Fotos zeigen das Familiengrab Ruete auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf im Juli 2005
Die goldenen arabischen Schriftzeichen auf dem zum Familiengrab Ruete gehördenden Grabstein besagen: Salme, Prinzessin von Oman und Sansibar. Sie verliebte sich 1866 in Heinrich Ruete, den jungen Prokuristen der Firma Hansing & Co.
Ihr christlicher Name war Emily Ruete. Sie wurde am 30.8.1844 in Sansibar geboren und starb am 29.2.1924 in Jena.
Ihr Ehemann Heinrich Rudolph Ruete wurde 1839 geboren. Er starb, wie auf dem Grabstein links neben dem Grabstein der Prinzessin zu lesen ist, bereits am 12. August 1870. Die Ursache seines Todes veranlasste mich, dies Grab unter „Spuren der Straßenbahn in Hamburg” einzuordnen.
Er war am 6.8.1870 auf der Uhlenhorst von der Pferdebahn abgesprungen, rutschte aus, fiel hin und wurde überrollt. Sechs Tage danach erlag er seinen Verletzungen. Die Familie wohnte in Hamburg-Uhlenhorst an der Schönen Aussicht. Die nächstgelegene Pferdebahnlinie war die Barmbeker Linie der Pferdeeisenbahn-Gesellschaft.
Vielleicht ist dies Grab das älteste in Hamburg erhaltene Grab des Opfers eines (selbst verschuldeten) Straßenbahnunfalls. Es befindet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof etwa 25 m nördlich der Kapellenstraße direkt dem Grabmal-Freilichtmuseum der Ämtersteine gegenüber. Die Grabnummer ist U27,78–89.[204]
Das erste Opfer eines Verkehrsunfalls im Zusammenhang mit den Hamburger Straßenbahnen ist Herr Ruete nicht. Anfang November 1866 wurde auf der Wandsbeker Chaussee zum erstem Male ein Mensch überfahren. Das Opfer war taubstumm und hatte das Herannahen der Bahn nicht bemerkt.[48,Seite 90]
Wie man sich denken kann, würde die Lebensgeschichte der Prinzessin genug Stoff für einen Abenteuerfilm liefern. Immerhin war Seyyida Salme eines von 36 Kindern des Imam von Mesket und Sultans von Sansibar und Oman, Sejjid Said. Sejjid Said hatte zwar 75 Nebenfrauen, aber Seyyida Salme hatte nur 35 Geschwister!
An weiteren spannenden Elementen für einen Abenteuerfilm sind enthalten: Palastrevolution, Befreiung eines in Frauenkleidern verkleideten Prinzen, Liebe einer arabischen muslimischen Prinzessin zu einem christlichen Kaufmann. Beide reisen getrennt nach Aden. Dort christliche Taufe der Prinzessin und sofortige Heirat. Weiterreise nach Hamburg. Drei Jahre später in Hamburg tragischer Unfalltod des Mannes. Die verwitwete Prinzessin verdient den Lebensunterhalt für sich und die drei Kinder mit Fremdsprachenunterricht und veröffentlicht ihre Memoiren auf deutsch und englisch. 1875 gerät sie in die Wirren der englischen, 1885 in die Wirren der deutschen Kolonialpolitik.
1870, im Jahr des Unfalls, war der Ohlsdorfer Friedhof noch nicht vorhanden — er war nicht einmal geplant. Vermutlich wurden die Gebeine des Herrn Ruete gegen 1900 von einem anderen Friedhof nach Ohlsdorf umgebettet.
Emily Ruete reiste 1888 ein letztes Mal in ihre Heimat. Vor ihrer Rückreise nach Deutschland füllte sie einen kleinen Beutel mit Strandsand. Den Beutel trug sie immer bei sich. Der Sand aus dem Beutel (oder war es der Beutel mit Sand ?) wurden zu ihrer Urne beigelegt.[147: 28.2.2009, Axel Tiedemann: Die verbotenen Liebe der Sansibar-Prinzessin]
Zu dem mit heimatlichen Sand gefüllten Beutel passt der im dem Foto nicht lesbare Text auf dem Grabstein:
Der ist in tiefster Seele treu,
Wer die Heimat liebt wie du.
Das Zitat geht auf die Ballade „Archibald Douglas” von Theodor Fontane zurück.
Siehe auch →Enzyklopädie des Islam, Salma von Sansibar
Durch die Banksstraße fuhren vom 20.10.1880 bis zum 25.7.1943 Straßenbahnen. Zwischen Lippeltstraße und Deichtor lässt sich durch die Muster im Straßenbelag an einigen Stellen die Lage der beiden Gleise noch erahnen. Gemeint ist der zum Parkplatz umgestaltetet Mittelstreifen und dessen Verlängerung in Richtung Deichtor vor der Bahnbrücke (Juli 2006).
![]() | Diese Wandrosette befindet sich in Hamburg-Harburg am ehemaligen Postamt beim Rathaus. Eine Tafel informiert über die Rosette mit folgendem Text:
»Diese Wandrosette befand sich an dem Postgebäude, das bis 2001 an dieser Stelle stand. Sie war ursprünglich etwas höher angebracht und diente zur Befestigung der Oberleitung für die Straßenbahn Linie 42 nach Heimfeld, die hier 1907 ihren elektrischen Betrieb aufnahm und am 1.Oktober 1957 eingestellt wurde.« Tatsächlich nahm 1907 die Linie 34 hier den elektrischen Betrieb nach Heimfeld auf. Es ist jedoch erfreulich, dass endlich einmal eine sich im öffentlichen Raum befindliche historische Wandrosette museal gewürdigt wird! |
Ein ausgedehnter Spaziergang am 18.2.2007 brachte folgende Rosettenfundstellen in Hamburg-Harburg:
Nichts mehr zu sehen ist von dem Bahnübergang der Harburger Schloßstraße über die Bahnstrecke Harburg – Stade in der Verlängerung der Straße Schloßmühlendamm. Bei Elektrifizierung der Bundesbahnstrecke (1965) musste eine Lösung für die Fahrleitung der Straßenbahn gebaut werden. Man baute eine Vorrichtung ein, mit der die Straßenbahnfahrleitung der Linie 11 (später 12) angehoben und abgesenkt werden konnte. Da es sich um ein Einzelstück handelte, erlangte diese „Fahrleitungskreuzung” eine gewisse Berühmtheit.
Die Straßenbahn kreuzte eingleisig die Eisenbahnstrecke. Bis auf eine kleine Lücke für die Straßenbahnfahrleitung waren hier die Eisenbahn-Oberleitungen mit 15000 V Fahrspannung durchgehend geführt. Der Straßenbahnfahrdraht war vor den Schranken unterbrochen. Löste bei geöffneter Schranke die Stromabnehmerrolle der Straßenbahn einen Impuls aus, wurde der elektrische Strom für das Stück der Eisenbahnfahrleitung im Kreuzungsbereich abgeschaltet. Das besonders gestaltetes Stück Straßenbahnfahrleitung über die Eisenbahnstrecke wurde dann an den Straßenbahnfahrstrom angeschlossen.
Obwohl die Anlage automatisch arbeitete, hatte die HHA an diesem Bahnübergang einen Posten stationiert.
Die Kehrschleife am Ende der Heimfelder Straße/Vahrenwinkelweg ist am Straßenlayout zu erkennen. Jetzt wenden dort Nahverkehrsbusse.
Genauso verhält es sich mit der Kehrschleife in Bostelbek. Sie befindet sich südlich an der Stader Straße unmittelbar westlich der Einmündung der Straße „Zum Fürstenmoorweg”. Früher befand sich auf dieser Höhe der Stader Straße die S-Bahn-Haltestelle Tempo-Werk, denn hier wurden die berühmten dreiachsigen Tempo-Lieferwagen gefertigt.
Auch Gleisabdrücke lassen sich noch im Harburger Straßenpflaster finden, und zwar in der Straße „Am Centrumshaus” in der Nähe der S-Bahn-Station am Harburger Rathaus.
Die Straßenbahn hatte auf der Neuen Elbbrücke über die Norderelbe ihre eigene Trasse. Das Gleispaar befand sich zwischen den beiden Trägerreihen der Brücke und somit zwischen den beiden Richtungsfahrbahnen für den Autoverkehr. Unmittelbar südlich der Neuen Elbbrücke beginnt jedoch die Autobahn. Wie schaffte es die Straßenbahn, von der Straßenmitte aus die Autobahn zu überqueren, obwohl sie keine Zulassung für die Autobahn hatte?
Speziell hierfür wurde ein Straßenbahntunnel gebaut. Es ist Hamburgs einziger „Straßenbahntunnel” gewesen. Er existiert immer noch und wird vom öffentlichen Personennahverkehr — Busse und Taxen — benutzt.
Der untere und südliche Tunnelmund befindet sich an der Ecke Veddeler Brückenstraße mit Hovestieg. Etwa 300 m weiter erreicht die Rampe vom Tunnel auf dem Veddeler Marktplatz das Straßenniveau. Hier ist eine Bushaltestelle eingerichtet, die für Fahrgäste von der unteren Straßenebene aus erreichbar ist. Früher war genau hier die Straßenbahnhaltestelle Veddeler Marktplatz. Vom Marktplatz ist nicht mehr viel zu sehen, denn er wurde von einer Autobahnausfahrt überbaut.
Mit dem Bau des Straßenbahntunnels wurde am 27.9.1938 begonnen. Der Zweite Weltkrieg unterbrach den Bau, so dass er erst am 24.11.1949 eröffnet wurde. Er wurde verlängert, als die Autobahn zusätzliche Fahrspuren zum Anschluss an die Wilhelmsburger Reichsstraße erhielt.
![]() Die 1888 eröffnete Norderelbbrücke für den Straßenverkehr. Am linken Bildrand ist ein Portal der Norderelbbrücke für den Eisenbahnverkehr sichtbar. Postkarte, Fotograf: Max Priester. |
Die beiden bestehenden Fahrspuren der alten Elbbrücke wurden anschließend ausschließlich für die Straßenbahn, nach deren Einstellung für Nahverkehrsbusse und Taxen verwendet.
Auf diesem rechteckigen Gelände steht neben einem Kaufhaus das ältere Gebäude Spitalerstraße 1. Hier finden sich zur Spitalerstraße hin einige Ösen und Haken. An denen hing vielleicht die Fahrleitung.
Die jetzigen Benutzer des Gebäudes scheinen keine Tauben zu unterstützen, denn die Ösen sind mit Drähten versehen. So kann sich keine Taube draufsetzen.
Die Weichen in diesem Bereich waren vermutlich so angeordnet, dass man die Schleife für alle in Frage kommenden Richtungen benutzen konnte. Das bedeutet, dass sie für Züge aus und in Richtung Mönckebergstraße, Steintordamm und Steintorwall nutzbar war.[→Hostbu.de,Gleise um den Hauptbahnhof, hier: ab 1923]
Fischers Allee: 58. Das Haus steht an der Ecke Bleickenallee.
Kleine Rainstraße: 1, 6, 8, 16, 20 (2 Rosetten), 34, 40, 44
Das Buch[74, Seite 38] führt einige Straßen auf, in denen noch Oberleitungsrosetten zu finden sind. Drei dieser Straßen hatte ich bisher übersehen. Also habe ich mir Anfang Februar 2009 vorgenommen, dort nachzuschauen:
![]() Ehemaliges Depot der Städtischen Bahn Cuxhaven, Kapitän-Alexander-Straße am 3.10.2009 |
Das Foto auf dieser Seite ist vom 4.10.2009. Das Gebäude machte damals einen vernachlässigten Eindruck. Es wurde um den 10.3.2020 herum abgerissen.→Foto vom Abriss in Cuxpedia.de
Die kurze Geschichte dieser Straßenbahn ist in der Straßenbahnlinienchronik erzählt. Ausführlicher ist die Geschichte der Cuxhavener Straßenbahn in →Cuxpedia.de nachzulesen.
![]() | Nach langer Zeit habe ich am 15.6.2012 endlich wieder eine weitere Rosette entdeckt. Die frisch renovierte Rosette schmückt die Fassade des frisch renovierten Hauses Bei den Mühren 88 in der Hamburger Altstadt. Es handelt sich um die Rosette, die früher am Haus Dammtorwall 2 bzw. Stephansplatz 2 angebracht war. Am Haus Bei den Mühren 69 ist noch eine Öse vorhanden. Die Strecke Kajen – Meßberg, in deren Verlauf auch die Straße „Bei den Mühren” liegt, wurde ab dem 25.7.1943 aufgrund der Bombenangriffe nicht mehr von der Straßenbahn befahren. |
Am 29.1.2014 sind habe ich einige Rosetten und Ösen in der Nähe des Hafenviadukts gesichtet:
In diesem Fall wurde um 4:30 am montäglichen 15.5.2017 ein Schaden der geborstenen Trinkwasserversorgungsleitung an der Kreuzung Max-Brauer-Allee mit Holstenstraße entdeckt. Die Kreuzung musste gesperrt werden, die Untersuchung des Fahrbahnuntergrundes ergab, dass die Straße im Umfeld des Rohrbruchs großflächig unterspült wurde. Die Wasserleitung im gesamten Kreuzungsbereich muss erneuert werden. Man schätzte, dass dies einschließlich der erforderlichen Straßensanierung wohl drei Wochen in Anspruch nehmen würde. Außerdem will man diese Gelegenheit nutzen und anschließend den über 100 Jahre alten Trinkwasserversorgungsstrang zwischen der Max-Brauer-Allee und dem Holstenplatz durch ein unterirdisches Verfahren sanieren.
Dazu schrieb mir Malte Hübner: „[…] während der Bauarbeiten an der Kreuzung zwischen Holstenstraße und Max-Brauer-Allee sind ein paar alte Straßenbahnschienen aufgetaucht, die dort noch im Kopfsteinpflaster unter der Fahrbahn gebettet waren. Leider wurden die einen Tag später schon wieder herausgerissen. Ich habe ein paar Fotos davon geschossen — falls etwas für deine Seite dabei ist, darfst du dich gerne bedienen.”
Die gesamte Fotostrecke war auf →www.radverkehrsforum.de zu sehen. Zwei davon — allerdings beschnitten und verkleinert — sind hier nachfolgend gezeigt.
Herzlichen Dank, Malte!
![]() Entsorgung von Straßenbahnschienen nach Wasserrohrbruch Max-Brauer-Allee/Hostenstraße ©Malte Hübner |
![]() 24.5.2017: Entfernen von im Straßenpflaster noch vorhandenen Straßenbahnschienen nach Wasserrohrbruch an der Kreuzung Max-Brauer-Allee mit Hostenstraße ©Malte Hübner |
Der gesamte Fotostrecke ist auf →www.radverkehrsforum.de zu finden. Malte hat zu den Fotos einige Informationen und den Link zu einem sehenswerten YouTube-Video hinzugefügt.
![]() Baustelle Jägerstraße, Blick Richtung Innenstadt ©Malte Hübner |
![]() Die Baustelle Jägerstraße am 27.6.2020: Die Querstraße ist die Radickestraße. „Ihr neuer HOCHBAHN-Bus” Nr.1855 ist auf der Linie 145 unterwegs. Geschildert hat Er: Rönneburg/An der Eiche. ©Malte Hübner |
![]() | Das offene Gleisdreieck ermöglichte den Fahrtrichtungswechsel ohne Kuppeln. Die Meckelfelder Straße erhielt 1950 den neuen Namen Radickestraße nach der Rönneburger Gärtnerfamilie Radicke. Die Familie betrieb auf ihrem dortigen Besitz eine Handelsgärtnerei.[26] |
»Neben den in dem Artikel über die Bereisung von 2009 erwähnten Rosetten gibt es in der Bennigsenstraße zwei weitere an dem dortigen Schulgebäude sowie eine am gegenüber liegenden Wohngebäude, Hausnummer 30. Weiter oben (Hausnummer 54) gibt es eine Öse (die einzige auf der Strecke, soweit ich das bisher sehen konnte) sowie den großen Kurvenradius an der Einmündung in die Kasernenstraße.
Wie sicher bekannt ist, fuhr die Bahn vom Rathaus kommend durch die Straße Am„ Centrumshaus (wie ja noch unschwer an der abweichenden Steinreihung im Kopfsteinpflaster zu sehen ist) und die Schwarzenbergstraße hoch, auf dem Rückweg bog sie nach der Kaserne am Schwarzenberg nach rechts in die Kasernenstraße und sofort links in die Bennigsenstraße ab, die sie dann über die Knoop- und die Rathausstraße zurück zum Rathausplatz brachte.
In der Schwarzenbergstraße hat leider kein einziges altes Gebäude überlebt, so dass es dort auch nichts zu entdecken gibt. Oberhalb der Heimfelder Straße 43 dürfte die Oberleitung an Masten aufgehängt gewesen sein, dort herrschen Villen oder von der Straße zurück versetzte Häuser vor.«
![]() Rosetten in der Bennigsenstraße |
![]() | Der ehemalige Gustav-Adolph-Platz erhielt 1966 den Namen Steinheimplatz. Die auffallend kurze Sackgasse weist im Kopfsteinpflaster den noch kürzeren Abdruck eines Straßenbahngleises auf. Der asphaltierte Teil am unteren Rand des Fotos gehört zur Gählerstraße. Vom ihr geht die Sackgasse Steinheimplatz ab. |
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